Türkloppe

Türkloppe

Gießen – Nach einer schweren Schlägerei vor einer Diskothek, bei der zwei Kongolesen verletzt wurden, muss sich ein Verdächtiger vor dem Amtsgericht verantworten. Er gehört den Hells Angels an.

Es ist fünf Uhr morgens. Der 23-Jährige unterhält sich mit Freunden, hat gerade einen Schluck Whisky getrunken, als ein Türsteher ihn packt und vor die Diskothek zerrt. Der junge Mann möchte wissen, was das soll, da prasseln schon Faustschläge auf ihn nieder. Auch Pfefferspray bekommt er ab. Ein herbeigeeilter Freund, der ihm helfen möchte, kriegt ebenfalls eine Ladung Reizgas ab. Die beiden Opfer rufen die Polizei an, doch als die Beamten eintreffen, bleibt die Tür zu dem Club auch auf mehrmaliges Klopfen der Ordnungshüter hin verschlossen. Die Polizisten nehmen die Personalien der beiden Opfer samt einer Anzeige auf und raten ihnen, heimzufahren sowie später am Morgen ihre Schürfwunden und Blutergüsse ärztlich dokumentieren zu lassen. Die zwei aus dem Kongo stammenden Männer bestellen ein Minicar und warten. Plötzlich kommen zwei Autos aus dem Hinterhof der Diskothek herangefahren. Etwa ein Dutzend Männer springt aus den Fahrzeugen und schlägt die beiden Opfer brutal nieder.

Das ist mittlerweile über ein Jahr her. Aber der 23-Jährige weiß immer noch nicht, was der Grund für diesen Gewaltexzess in den frühen Morgenstunden des 26. April vergangenen Jahres war. »Ich würde gerne wissen, warum der mich geschlagen hat«, fragte der Mann, der in Kirchhain lebt, am Dienstag am Gießener Amtsgericht. Doch Richterin Maddalena Fouladfar konnte ihm das nicht beantworten. Und der 33-jährige Angeklagte, schwieg zum Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung. Die Befragung des zweiten Opfers brachte auch keine weiteren Erkenntnisse, da dieser Mann im Gegensatz zu dem 23-Jährigen einen Dolmetscher benötigte, den die Richterin für einen nächsten Verhandlungstermin bestellen muss. Immerhin: Der Mann aus Kirchhain war sich sicher, den Angeklagten als Täter identifizieren zu können. Schon bei der Polizei habe er den vorbestraften Reiskirchener bei Vorlage verschiedener Fotos wiedererkannt.

Bemerkenswert waren die Erinnerungslücken zweier Zeugen: Bei der Polizei hatten sie geäußert, den Angeklagten bei der zweiten Attacke unter den vielen anderen Männern – ihren Angaben zufolge auch Türsteher – erkannt zu haben. Am Dienstag wollten sie sich aber nicht mehr daran erinnern können. Obwohl ihre Aussagen bei der Polizei »sehr differenziert« waren, wie Richterin Fouladfar bemerkte, und die eine Zeugin den Angeklagten eigenen Worten zufolge seit ihrer Kindheit kennt. Der Prozess wird fortgesetzt.

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