Robuste Polente

Robuste Polente

Also ich lese beim Frühstücken ja ganz gerne die Zeitung. So Oldschool mit Brötchen, Kaffee und Printmedium. Ich bin ja auch Oldschool, so hab ich das bei Opa cool gefunden, so hat mein Altgeselle das gemacht, und so mach ich das heute. Der PC ist meistens nicht weit entfernt, und der bietet eigentlich viel frischere Infos als die Tageszeitung, aber das mag ich nicht so gerne… Frischere Brötchen und frischerer Kaffee? Gerne – aber Zeitung ist geiler… Zumindest beim Frühstücken. Heute morgen hab ich mich allerdings fast verschluckt beim Zeitunglesen und die arme Zeitung ist erst mal Richtung Mülleimer geflogen! Direkt an den PC zum gegenrecherchieren:

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) schlägt in einem internen Papier vor, dass die Polizei des Landes deutlich robuster auftreten soll und ist sich der Brisanz durchaus bewusst. Persönlich will er sich deshalb erst gar nicht zu den Eckpunkten für eine neue Polizei-Leitlinie äußern, die seine Spitzenbeamten monatelang in geheimen Sitzungen erarbeitet haben. Über einen Sprecher versucht er, zu relativieren: Es handele sich „nicht um ein offizielles Papier des Ministeriums, sondern um eine Ausarbeitung auf Arbeitsebene.“
Aber das Papier ist trotzdem in der Welt. Die dort vorgeschlagenen Vorgaben für ein deutlich robusteres Auftreten der NRW-Polizei inklusive schärferer Trainingseinheiten für Kampfeinsätze werden im NRW-Innenministerium bereits heiß diskutiert. Reul weiß: Das Papier spricht den meisten der rund 42.000 Polizeibeamten in NRW aus der Seele. Und es hat gute Chancen, die bisher gültige Leitlinie für Polizeieinsätze aus den frühen 1980-er Jahren abzulösen – denn es entspricht genau der neuen „Null-Toleranz-Strategie“, mit der die Landesregierung Gewalttäter in ihre Schranken weisen will.

Die Polizei-Strategen befürchten einen „Verlust der Autorität des Aushängeschildes des Rechtsstaats“. Sie fordern mehr „körperliche Robustheit, Präsenz und Durchsetzungsfähigkeit“ für die Polizei. Ebenso eine „Anpassung polizeilichen Auftretens in der Öffentlichkeit“ und ein „konsequentes Einschreiten und Durchsetzen der polizeilichen Maßnahmen auch bei scheinbaren Bagatellsachverhalten.“
Auch optisch sollen Polizisten mehr Autorität ausstrahlen
In der Ausbildung sollen die Polizisten deshalb gezielter als bislang körperliche Gegenwehr trainieren: „Der Charakter des Dienstsports muss sich von dem Aufbau bzw. dem Erhalt einer Grundfitness hin zum Training einer speziellen körperlichen Leistungsfähigkeit für den polizeilichen Zwangseinsatz wandeln“, heißt es in dem Papier.
Auch optisch sollen die Polizisten mehr Autorität ausstrahlen: Polizisten würden „nicht nur mit ihrer Uniform als staatlichem Symbol, sondern auch mit ihrer körperlichen Konstitution von der Bevölkerung als Vertreter des Staates und seiner Leistungsfähigkeit wahrgenommen.“ Zu kleine Menschen seien ebenso ungeeignet für den klassischen Polizeidienst wie solche mit sichtbaren Tätowierungen.

Am Dienstagmittag gab Reul bekannt, dass in NRW neue Polizei-Spezialeinheiten eingeführt werden sollen. Die sogenannten „Beweissicherungs-und Festnahmeeinheiten“ sollen bei Demonstrationen, Razzien oder Ausschreitungen am Rande von Fußballspielen zum Einsatz kommen. Stationiert werden sollen sie in Bochum, Wuppertal und Köln.
Natürlich ist die NRW-Polizei auch heute schon auf Gewalt vorbereitet. Die aktuelle Leitlinie gibt vor: „Gewalttätigkeiten ist entschieden entgegenzugtreten.“ Aber sie betont vor allem den Deeskalations-Auftrag der Polizei: „Beteiligten und Unbeteiligten müssen Wunsch und Ziel der Polizei deutlich ins Auge fallen, Auseinandersetzungen zu vermeiden. Auf unnötiges Zeigen starker Kräfte ist zu verzichten.“
Wenn die Polizei aber zunehmend auf Gewalttäter trifft, die mit Worten kaum zu erreichen sind und ihrerseits die Eskalation erzwingen, geraten Polizisten mit grundsätzlichem Deeskalationsauftrag in Gefahr. Nach Angaben von Arnold Plickert, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), zählten die Behörden im Jahr 2011 noch 9808 Übergriffe auf NRW-Polizisten. Im vergangen Jahr waren es bereits 17.000 – verbale Beleidigungen der übelsten Art inklusive.
„85 Prozent der Übergriffe haben sich gegen den Wachdienst gerichtet“, schildert Plickert die Situation, „dort findet der erste Kontakt der Gewalttäter mit der Polizei statt.“ Reul stellte jüngst im Innenausschuss eine Statistik vor, derzufolge NRW-Polizisten allein im vergangenen Jahr in 334 Fällen Opfer einer gefährlichen Körperverletzung geworden sind.
„Trainingseinheiten zum Umgang mit Gewalt deutlich ausweiten“
Deshalb unterstützt Plickert die Forderungen nach einer robusteren Polizei – auch, damit die Beamten sich selbst besser schützen können: „Die Trainingseinheiten zum Umgang mit Gewalt müssen deutlich ausgeweitet werden“, sagt auch Plickert. Wichtig sei zudem, dass die Polizisten bessere Techniken zum Bewältigen von Stress erlernen – auch das sieht das Expertenkonzept für eine neue Polizeileitlinie vor.
Anderen bereitet die Vorstellung einer robusteren Polizei großes Unbehagen. Zum Beispiel der Polizei-Expertin der Grünen im NRW-Landtag, Verena Schäffer. „Das Konzept ist eine deutliche Abkehr von der bisherigen Linie der Polizei NRW, die auf Bürgernähe, Deeskalation und Kommunikation setzt“, stellt sie fest. Damit drohe die NRW-Polizei ihre bundesweite Reputation aufs Spiel zu setzen. Schäffer meint: „Deeskalierendes und kommunikatives Verhalten ist kein Selbstzweck, sondern Teil einer Einsatzstrategie, damit Konflikte nicht eskalieren. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass durch ein martialischeres Auftreten weniger Angriffe auf Polizisten verübt würden.“

Meine Fresse – wenn ich bedenke, wie deeskalierend die Sturmtruppen akut schon bei uns Moppetfahrern unterwegs sind, dann krame ich aber jetzt schon mal meine jahrelang nicht genutzte Schutzkleidung zum Moppetfahren raus. Zum nächsten Clubabend nur noch mit Schutzkleidung – Rückenprotektor, Bein und Armprotektoren, Helm, Motocrossweste und Schutzhandschuhe…

Nicht wegen der gefährlichen Fahrerei und den Unfällen, sondern um dem bald noch robuster auftretenden Freund und Helfer vielleicht eventuell noch lebend zu entkommen. Aber das ist ja dann wieder passive Schutzbewaffnung, und dafür gibt es dann Bau!?! Vielen Dank euch Law & Order Wählern – die CDU richtet es gerade, und demnächst die AfD wird es noch geiler machen, da bin ich mir sicher…

Ach so: Und glaubt bitte bitte nicht, die neuen heißen Jungs werden in den NoGo-Areas verheizt – die es ja offiziell gar nicht gibt – die verdienen sich ihre Streifen am Wochenende an den Fußballstadien und Clubhäusern dieser Nation – Prost!

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COMMENTS

  • Sprouchmaaster Sprouchmaaster

    ….. als ich jung war…grins..
    hatte ich oft Sanitätsdienst
    beim örtlichen Fußballverein.
    Wenn ich da zwischen den Blöcken
    (eine Seite Bereitschaftspolizei,
    andere Seite Hooligans) durchging
    konnte ich die Polizisten oftmals nur
    durch ihre Uniformen erkennen!
    …. wenn das jetzt wieder losgeht… Prost-Mahlzeit
    Cool

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  • Das ist doch alles von Arsch! Die Regierung baut immer mehr scheiße, der kleine Mann wehrt sich, lässt seinen Unmut freien lauf. Die Hemmschwelle wird immer größer und trifft man auf Gegenwehr seitens des Staates eskaliert es. Treffen Massen aufeinander hat die Bullerei dem nichts entgegenzusetzen.
    Am schlimmsten ist das gegen das eigene Volk so vorgegangen wird, Ausländer hingegen werden mit Samthandschuhen angefasst. So wie die Wut in mir steigt ergeht es bestimmt auch sehr vielen anderen Menschen.
    Ob man heute mit den Mitteln aus den 80er Jahren weiter kommt wage ich stark zu bezweifeln.

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  • Red 1%

    Köln – Zwei Tage nach Schüssen auf ein leer stehendes Lokal der „Bandidos“ am Kölner Hohenzollernring durch drei Mitglieder der „Hells Angels“ hat sich am Dienstag das Charter der Rocker in Ostheim aufgelöst.
    BILD erfuhr: Ein Anwalt der „Hells Angels“-Ortsgruppierung teilte das jetzt offiziell dem NRW-Innenministerium mit. Ob und wie der Angriff in Zusammenhang mit der Auflösung steht, ist noch unklar – möglicherweise wollten die Rocker so einem Verbot entgehen.

    0
  • Steppenwolf Steppenwolf

    Es lebe die urbane Guerilla… In Love

    Gruß mit Respekt, Steppenwolf opa

    0

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