National Run

National Run

Spanien – Auch dieses Jahr haben die Europäischen Bandidos ihren National-Run wieder in Katalonien veranstaltet. Entgegen den „normalen“ Meldungen der großen Presseagenturen hat es die Arena (Die Deutsche Tageszeitung der nördlichen Costa Brava) wieder geschafft, einen positiven Artikel zu schreiben, den wir euch nicht vorenthalten wollen. Wir sind mal gespannt, was von DPA, Reuters usw von dem National berichten werden. Wenn nichts wildes passiert, werden die großen Agenturen nichts senden bzw die Zeitungen werden nichts berichten. Aber die Herren haben ja auch jetzt wieder viel zu schreiben über Verschärfungen im deutschen Waffenrecht, damit minderjährige Amokläufer nicht einfach so auf dem Schulhof eine 9mm kaufen können. Aber das ist ja eine andere Geschichte. Zurück zum eigentlichen Thema: Die ARENA hat echt einen klasse Artikel abgeliefert. Eigentlich ist mir auch nur ein Fehler aufgefallen: Olle Ahlsdorf ist kein Chefredakteur mehr, sondern „nur“ noch normaler Redakteur der BN. Ansonsten haben die beteiligten Junx scheinbar aus versehen zufällig alles richtig gemacht…

Im folgenden jetzt der Originaltext der Arena, dann noch ein Artikel über einen Rekord der Bandidos.

Viel Spaß!

EMPURIABRAVA / KATALONIEN / SPANIEN: „Die Bandidos sind eine Bande von Verbrechern“, „Die haben doch alle Dreck am Stecken“, „Da wird doch jeder von der Polizei gesucht“! Solche und ähnliche Sprüche hört man immer wieder, wenn das Gespräch auf den Motorrad-Club „Bandidos MC“ kommt und dies in erster Linie von der „Sensations-Presse“ und solchen Personen, die sich ihr Wissen aus dieser Art von Publikationen holen. In Empuriabrava und Umgebung hört man solche Sätze so gut wie gar nicht mehr, da die hiesige Bevölkerung und ein Teil der Urlauber die Jungs und Mädels mittlerweile besser kennengelernt hat und solche reisserischen Anschuldigungen zumindest während des Aufenthaltes hier nicht bestätigen kann.

Aber da ist ja sicherlich noch mehr und aus diesem Grund trafen wir uns am Donnerstag mit dem PR-Beauftragten und Pressesprecher der „Bandidos“  Michael, mit Chris (Sekretär), Antonio, dem lokalen Organisator vom Chapter Barcelona und mit Dr. Michael Ahlsdorf, dem Chef-Redakteur der Fachzeitung „Biker-News“, der sich wie kaum ein anderer in der Szene auskennt. Das Gespräch führten wir nicht im Interview-Stil, sondern plauderten locker über das Thema Rocker im allgemeinen und die „Bandidos“ im speziellen.

Dr. Ahlsdorf machte den Anfang und erklärte uns, das die Anfahrt auf den Motorrädern in ganz bestimmten Formationen vonstatten geht, aus denen niemand ausbrechen darf und höchste Konzentration erfordert. Von Deutschland aus nach Empuriabrava kann solch eine Fahrt schon mal zwei Tage dauern, die die Gruppe dann aber auch geniesst, was Landschaft, Essen und Kontakte angeht. Die Brüder aus Skandinavien benötigen für die teilweise über 3000km lange Anfahrt 3 Tage, gleiches natürlich für die Heimfahrt. Natürlich können diejenigen, die ihre Familien mit an die Costa Brava bringen, diesen nicht solch einen Marathon zumuten und der Anhang wird in Begleitfahrzeugen „runtergekarrt“.

Die auch in diesem Jahr wieder etwa 2.500 Personen mit circa 1.500 Harleys geniessen den Aufenthalt während des sogenannten „National Run“  in Empuriabrava. Hier werden ihnen keine Steine in den Weg gelegt, alles ist schon im Vorfeld perfekt organisiert, mit der Polizei alles geklärt und – sehr wichtig – man wird von der Bevölkerung mittlerweile positiv aufgenommen – und das scheint nicht überall so zu sein. Man erklärte uns, dass beispielsweise in Deutschland ein Rocker-Treffen dieser Grössenordnung gar nicht mehr möglich wäre, weil Polizei und andere staatliche Organisationen alles daran setzen würden, dies zu verhindern. Überhaupt ist es mittlerweile so, dass die grossen Motorradclubs immer mehr ins Visier der Politiker und der ihnen unterstellten Ordnungshüter geraten und dies oft aus mehr als fadenscheinigen Gründen. Aber, so erklärte uns der Pressechef, es ist nun mal so, dass in diesem Fall die „Bandidos“ leicht an ihren Kutten zu erkennen sind und schon aus diesem Grund öfter belangt werden. „Da es innenpolitisch keine Erfolge gegen die wachsende Kriminalität zu verkünden gibt, gauckeln die Innenminister den Bürgern Erfolge vor, im Kampf gegen Rocker, wo es eigentlich nichts zu feiern gibt. Die Boulevardmedien greifen denn gerne im Sommerloch auf solche Alibi-Erfolgsmeldungen zurück.“ In Deutschlands Gefängnissen sitzen nur recht wenige Rocker ein, für Einzelstraftaten, für die man nicht den Club verantwortlich machen kann und im Vergleich zu der sich immer breiter machenden anderen Organisationen ist dies ein verschwindend geringer Prozentsatz. Aber diese Personen kann man nur schlecht fotografieren, man erkennt sie nicht wieder und so wird so mancher Straftat einfach nicht nachgegangen, bzw. sind für die Massenmedien uninteressant.. Spuckt hingegen ein „Bandido“ einen Kaugummi auf den Boden wird er sofort belangt. Überhaupt, so Dr. Ahlsdorf, wird in der Presse oft über Verfahren geschrieben, aber es wird hinterher vergessen zu erwähnen, das die meisten wieder eingestellt werden. Aber so wird der Eindruck vermittelt, gegen die Motorradclubs wird in schöner Regelmässigkeit ermittelt.

PR-Chef Michael meinte dann auch, das man sich sehr wohl an die Gesetze hält und er persönlich es z.B. verurteilen würde, wenn irgendjemand zu schnell durch eine 30-Kilometer-Zone heizt und so möglicherweise Menschen Schaden zufügt. Allgemein halten sich auch die Mitglieder „Bandidos“ an geltendes Recht und dies schon deshalb, weil jedes auch noch so kleine Vergehen auf den gesamten Club zurückfällt und der Reputation schadet. Allerdings macht auch er eine kleine Ausnahme und meint, dass die Polizei nicht ganz so pingelig sein sollte, wenn es um die Lautstärke der Harleys geht – solch eine Maschine muss einen gewissen Sound haben, sonst verliert man den Spass daran.

Antonio, der katalanische Teil der Unterhaltung meinte, dass hierzulande das Verhältnis der Motorrad-Clubs zur Polizei wesentlich lockerer sei und man sich arrangiert. Ähnlich ist es mit dem Verhältnis zu anderen Clubs: es gibt keinen Stress und jeder geht seinen eigenen Weg und man kommt den anderen nicht in die Quere. Aber er lobte auch die Zusammenarbeit mit dem Rathaus in Castelló, die perfekt verlief und so manches möglich machte, was sonst nicht geht. Der lokale Polizeichef mokierte zwar einige Dinge wie u.a. das Verkehrschaos, fand aber auch hierfür Lösungen.

Dann kam das Gespräch noch auf das Verhalten der Club-Mitglieder in Empuriabrava.  Alle Teilnehmer des Treffens sind angehalten, sich zu benehmen und jedem Stress – auch bei Provokationen – aus dem Weg zu gehen. Damit sich auch alle daran halten, sind spezielle „Aufpasser“ abgestellt, die schauen, ob jemand zu viel getrunken oder eventuell sehr schlechte Laune hat. Diese werden dann unauffällig in ihre Quartiere gebracht und damit aus der Schusslinie genommen.

Insgesamt ist man wie schon erwähnt hier sehr glücklich und das sieht man auch an der Tatsache, dass etliche Club-Mitglieder noch länger hier bleiben und mit ihren Familien Urlaub machen. Pressechef Michael kommt beispielsweise schon seit mehr als 20 Jahren als Urlauber nach Empuriabrava und ist nach wie vor begeistert von dem Ort.

Insgesamt war es ein tolles und vor allem informatives Gespräch mit den vieren und es kamen noch weitere Themen aufs Trapez, die aber hier vom Platz her den Rahmen sprengen würden.

ARENA bedankt sich und wir hoffen, das es in den nächsten Jahren so weiter geht wie bisher und Empuriabrava die „Bandidos“ auch weiterhin begrüssen darf.

Soweit zum Artikel der Arena. Kurz darauf erschien in der selben Zeitung noch folgender Artikel:

EMPURIABRAVA / KATALONIEN / SPANIEN: Jetzt haben die „Bandidos“ und Empuriabrava auch noch einen Europarekord geknackt. Freitagmittag setzten sich weit über 1.000 (eher 1.200) Harleys ab dem Hotel Xon’s Platja in Richtung Ortsausfahrt in Bewegung und in Zweierreihen ging es lautstark ähnlich einem sich in der Nähe befindlichen Gewitter mit Donnerschlägen rasant los. Die Polizei hatte alles abgesperrt und die Zuschauer, die in riesiger Anzahl erschienen waren, harrten bei leichtem Regen auf den Beginn der Rundfahrt, der mit dem Starten wahrscheinlich aller Maschinen gleichzeitig –  denn man spürte die Lautstärke geradezu in der Magengegend ähnlich wie bei einem Heavy Metal-Konzert –  dann auch kurz vor 14.00 Uhr und los gings. Trotz nasser Strasse wurde ein ordentliches Tempo vorgelegt und so jagte Maschine um Maschine, von denen eine schöner als die andere war, an den Zaungästen vorbei.

Röhrende Motorräder, teilweise verwegene Typen, ausgelassenes Publikum, surrende Kameras, pfeifende Polizisten und kreischende Kinder: alles war dabei und was soll man sagen – es machte Spass. Schade nur, das sich nicht alle „Bandidos“ auf ihre Harleys begaben um mitzufahren, sonst wäre die „Maschinenschlange“ noch länger geworden.

So langsam geht der „European Run“ nun zu Ende und am Sonntag kommt es zu den Schlussveranstaltungen. Die ersten Rocker werden sich noch in der Nacht auf den Heimweg machen, die meisten dann am Montag und der Rest bleibt um zu urlauben.

Mal sehen, was das Wochenende noch an Geschichten hergibt. ARENA wird auf jeden Fall am Dienstag eine Zusammenfassung über das „Bandidos-Treffen 2016“ in Empuriabrava bringen.

Jupp, und wo viel Licht ist, da gibt es auch Schatten. Scheinbar hatte sich ein ehemaliges Gemeinderatsmitglied über den National Run auf Facebook beschwert. Dies hier ist eine von der ARENA veröffentlichte Stellungsname, die jetzt eigentlich nicht so viel mit dem National Run zu tun hat, die wir euch aber trotzdem nicht vorenthalten wollen:

EMPURIABRAVA / KATALONIEN / SPANIEN: Offensichtlich meint ein ehemaliges Mitglied des Gemeinderats Castelló und einige Kommentierer seines Beitrages auf Facebook, die Bandidos seien (im Hinblick auf die jüngsten Vorkommnisse in Texas) schuld daran, dass der Familientourismus künftig Empuriabrava fernbleibt (nebst den üblichen Vorwürfen, dass die ja „alle“ kriminell sind). Darauf habe ich folgende Antwort verfasst, die ich meinen Deutschsprachigen Freunden nicht vorenthalten möchte:

Die Zukunft der Residenzialmarina wurde in den 80ern gefährdet, als Castelló die Kontrolle über Empuriabrava übernahm und unter anderem zuliess, dass der Club Nàutic und sein Turm, das Wahrzeichen der Marina, von Wohnungsblöcken zugebaut wurden. Auch änderte man schleunigst die Regel, dass nicht mehr als 50% eines Grundstücks bebaut werden durften und in dem Ort, der ein zweites Port Grimmaud hätte werden können, wurden Wartung und Pflege vernachlässigt. Ich erinnere mich, dass es damals Boutiquen von Designern aus Mailand gab, das Los Arcos bis in die Nacht voller offener Geschäfte und Kneipen war und nicht dass jetzige finstere trostlose Ghetto.

Und ihr wagt es nun, ein paar Rockern die hier ein paar Tage im Jahr Spass haben wollen (ungeachtet dass sich unter ihnen auch vielleicht ein paar befinden die eine oder andere Vorstrafe haben), die Schuld am Niedergang Empuriabravas in die Schuhe zu schieben? Mensch, in Empuriabrava haben wir doch richtig Erfahrung in dem Bereich: Drogenbosse aus Marseille die sich hier jahrelang verstecken, die grossen und kleinen Diebe, die im Winter den Ort bevölkern, die hochethischen Arbeitsmethoden mancher Immobilienbüros. Ja, die meisten sind anständig. Haben wir die 70er und 80er und Solidcasa, Transitbau und Fundamenta schon vergessen? Empuriabrava wurde auf massiver Steuerhinterziehung errichtet!

Und nun macht ihr die Welle, weil vielleicht irgend ein Rocker einen „besorgten Vater“ erschrecken könnte. Dann passt gut auf, seht hin und achtet mal darauf, wie lieb und familienfreundlich die „bösen Rocker“ sein können, wenn ein Kind mit leuchtenden Augen seine glänzende Maschine bewundert!

IHR VERLOGENES PACK!

(Damit meine ich einige unserer Lokalpolitiker, gewesene und manch einen, der es wieder werden will und einige Kommentierer des Ursprungsbeitrags).

Volker Kerkhoff

Wir bedanken uns im Namen des Rockerportals für die faire Berichterstattung und freuen uns auf die versprochene Zusammenfassung am Dienstag. Gruß Red

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COMMENTS

  • iceangel iceangel

    Sehr gut geschrieben, die Berichte.
    Vor allem der Letzte mit dem Gemeinderatvogel.
    Schön zu sehen, bzw. zu lesen, dass es noch freidenkende Berichterstatter gibt.
    Meinen Respekt dafür, auch für die Menschen dort vor Ort, die sich unvoreingenommen auf dieses Spektakel gefreut haben.
    So was würde ich mir für unser Land auch wünschen.
    Ich wünsche den Bandidos und ihren Familien eine gute unfallfreie und problemlose Heimfahrt.

    3+
  • Steppenwolf Steppenwolf

    Im wahrsten Sinne des Wortes eine faire Berichterstattung.

    Unsere hiesige so genannte freie Presse ist insofern frei, als sie sich zuhauf erlaubt, frei nach Münchhausen Bericht zu erstatten.

    Gruß mit Respekt, Steppenwolf opa

    2+
  • Sprouchmaaster Sprouchmaaster

    guter Bericht!

    2+
  • iceangel iceangel

    Zitat Wolf:
    „Unsere hiesige so genannte freie Presse ist insofern frei, als sie sich zuhauf erlaubt, frei nach Münchhausen Bericht zu erstatten.“

    Und diese Freiheit, frei zu berichten, dafür sollten sie Gott danken.
    Nicht überall gibt es den glücklichen Umstand dieser Freiheit.
    Und was tun sie damit?
    Die Menschheit vorsätzlich, schamlos belügen und manipulieren, ganz im Sinne einer bestimmmten Macht
    in diesem Land und in der globalen Welt.
    Wer nicht in deren „Ordnung“ leben will, wird diffamiert und gejagt.
    Darum sollten wir dankbar sein, für die wenigen Berichterstatter, die noch unvoreingenommen und invetigativ berichten.

    2+

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