Bauchgefühl

Bauchgefühl

Die Bekämpfung der Rockerkriminalität hat für das Innenministerium NRW Priorität. Leider werden die Straftaten der Rocker nicht ausreichend erfasst. Das meint zumindest Stefan L. vom ersten gemeinnützigen Recherchezentrum im deutschsprachigen Raum, dem CORRECTiV. Diese wollen jedem Bürger Zugang zu Informationen geben. Das ist ihr Ziel. Ob sie dieses Ziel mit ihrem Artikel über die Rockerszene erreicht haben, dass können wir gerne zur Diskussion stellen. Ich meine, ich verspüre ein leichtes Bauchgrummeln. Ob das der Bierschiss von gestern – oder die Reaktion meiner Eingeweide auf den Artikel ist, dass werde ich gleich auf der gekachelten Örtlichkeit feststellen dürfen. Ihr dagegen habt jetzt die zweifelhafte Ehre, den Artikel im Wortlaut lesen zu dürfen:

Die Bekämpfung der Rockerkriminalität
Der Kampf gegen Rockerbanden liegt dem Innenministerium in NRW am Herzen. So heißt es immer wieder. Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagt, sie seien einer der Schwerpunkte der polizeilichen Arbeit. Doch wir sind nun auf ein Riesenproblem gestoßen. Das Innenministerium erfasst nicht systematisch die Straftaten der Rockerbanden. Damit kann es überhaupt nicht wissen, ob irgendwelche Maßnahmen gegen Bandidos, Hells Angels oder Mitglieder anderen Rockergruppen erfolgreich sind. Statt auf Basis von Fakten steuert das Ministerium seine Bekämpfungsstrategien offenbar aus dem Bauch heraus.

Von außen betrachtet scheint die Sache einfach: Rocker agieren kaum verdeckt. Sie tragen Kutten, etliche haben Tattoos und sie gehen gerne in ihre Vereinsheime oder in Puffs. Das Innenministerium hat entsprechend die Zahl der Rocker grob gezählt: insgesamt soll es rund 2070 aktive Mitglieder geben. Den stärkster Club stellen laut Ministerium die Bandidos mit 750 Mitgliedern in 20 Chaptern – so heißen die lokalen Niederlassungen der orange-roten Motorradfahrer. Mit großem Abstand folgt der Gremium MC, der 390 Mitglieder in 8 Chaptern haben soll. Die Hells Angels sollen angeblich 370 Mitglieder in 12 Chartern verwalten, die Freeway Riders haben ebenfalls 370 Mitglieder in 28 Chaptern, der Outlaws MC noch 110 Mitglieder in 9 Chaptern und auf dem letzten Platz liegen abgeschlagen die Rocker vom Brothers MC mit rund 80 Mitgliedern in 6 Chaptern.

Innenminister Ralf Jäger will gegen diese Banden vorgehen. Er versuchte es zunächst mit einem Kuttenverbot. Die Rocker sollten nicht mehr ihre Uniformen anziehen dürfen. Das scheiterte aber im vergangenen Jahr vor dem Bundesgerichtshof. Jetzt will Jäger mit einer Null-Toleranz-Strategie punkten: „Es ist wichtig, dass wir die ganze Palette der Gesetze ausschöpfen und alle Aktivitäten der Rockerbanden unter die Lupe nehmen.“ Selbst kleinste Verstöße sollen geahndet werden, heißt es.

Und genau hier fängt das Problem an: Das Innenministerium weiß überhaupt nicht, wie kriminell die Rockerbanden tatsächlich sind. Es fehlen schlicht die Zahlen. Auf Anfrage teilt die Landesregierung mit, Rocker seien „Bestandteil der Organisierten Kriminalität und bedienen damit die typischen Deliktsfelder wie das Begehen von Rohheits- und Gewaltdelikten sowie von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.“ Ebenso würden sich die Rocker im „Rotlichtmilieu“ bewegen. Dort seien sie in Bereichen wie Zwangsprostitution, illegalem Menschenhandel, sexueller Ausbeutung sowie Erpressung aktiv.

Aber welche Straftaten die Rocker genau begehen und wie viele es sind, weiß das Innenministerium nicht. Es schreibt als Antwort auf eine schriftlichen Anfrage: „In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) findet keine gesonderte Auswertung nach Mitgliedschaft in bzw. Zugehörigkeit zu einer OMCG statt.“ OMCG steht hier für Rockerbande. Einzige Ausnahme seien Delikte, die Rockerbanden als ganze Organisationen begehen. Diese Übergriffe werden dann in der Statistik als Straftaten der Organisierten Kriminalität erfasst – im Jahr 2014 waren das insgesamt 19.

Neuere Zahlen gibt es nicht.

Das Problem ist offensichtlich. Nur selten wird ein ganzer Rockerclub einen Puff überfallen. Die Kriminalitäts-Probleme gehen von den einzelnen Mitgliedern der Banden aus. Nur wenn es gelingt, diese zu erfassen, kann man sehen, ob Maßnahmen der Null-Tolleranz gegen Rocker wirksam sind – sprich, ob die Deliktzahlen zurückgehen, wenn man beispielsweise Knöllchen an Rocker-Motorräder vor Bordellen verteilt.

Ohne eine vernünftige Auswertung kann das Innenministerium nur einen Showkampf gegen Kutten führen, aber keine wirksamen Maßnahmen gegen die Rockerkriminalität entwickeln. Weder können lokale Schwerpunkte festgestellt, noch bekämpft werden. Statt auf Fakten muss sich die Polizei auf Gefühle verlassen.

Sinnvolle Konsequenz aus dieser Tatsache wäre eine Anpassung der Statistik an die Notwendigkeiten der Kriminalitätsbekämpfung.

Hmm, soweit die heiligen Worte des selbsternannten Recherchezentrums. Ich wüsste mal gerne, ob die Kollegen zur Recherche etwas mehr getan haben, als in alten Bildzeitungen zu blättern und im Statistischen Jahrbuch zu blättern. Immerhin sind die Junx nach eigener Aussage nicht Gewinnorientiert, mit solchen Artikeln lässt sich nämlich auch kein Gewinn machen… Weder hüben noch drüben. Ich hab da so ein Bauchgefühl und gehe jetzt mal aufs Scheißhaus, die Därme rebellieren…

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COMMENTS

  • Mercenary Mercenary

    Im Angesicht ohnmächtiger Staatsdiener in Berlin, die zu Dutzenden verletzt werden, täglich angezündeter Autos, no go Areas, scheinen mir, ohne schönfärben zu wollen, die von den bösen Rockern verursachten Probleme doch recht übersichtlich, warum in aller Welt wird der Fokus nicht sinnvoll und nach Priorität gesetzt? Neeeein, lieber mit 300 Mann 2 Taschenmesser, einen nicht zugelassenen Helm und ne Tüte voll Gras konfiszieren und danach nen 2 Seiten Artikel in 5 Tageszeitungen erscheinen lassen.

    Herr, lass es Hirn regnen.

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  • Steppenwolf Steppenwolf

    ….allein die Vokabel „gemein – nützig“ mach mich schon stutzig und kompromittiert diese Wasserträger in meinen Augen.

    Und der „Jäger“ hat in meinen Augen und das nicht nur hier, in seinem Revier den Überblick schon lange verloren.

    Gruß mit Respekt, Steppenwolf opa

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  • Hardball

    In der Frankfurter steht heute dieser Bericht

    Kriminelle Einwanderer
    „Eine Problemgruppe wie Rocker und Hooligans“
    In Karlsruhe ermittelt eine Spezialeinheit, wenn Einwanderer mehrfach straffällig werden. Die meisten Täter kommen aus Ländern des Maghrebs. Lohnt sich der aufwendige Kampf gegen die Alltagskriminalität?
    10.07.2016, von KARIN TRUSCHEIT, KARLSRUHE

    Wenn man den kriminellen Immigranten nicht bei kommt, sucht man sich andere bei denen man vielleicht mehr Erfolge aufweisen kann. Irgendwie muss die Bevölkerung eingelullt werden und die Probleme verschleiert werden.

    6+
  • iceangel iceangel

    Auf`s Scheißhaus gehen ist ein gutes Stichwort,
    Was die da verzapfen ist linde gesagt Bullshit.
    Und dann sollte der Jäger vielleicht nochmal nachzählen.
    Wir sind mehr, viiiiiel, viiiiiel mehr Rocker in diesem Land.
    Da sollte der mal aufpassen, dass er und seine Dreckspolitbande mal nicht unter unsere Räder kommen.
    Nur mal so rein hypothetisch.
    Knöllchen an Rockermopeds hängen, die legal vor einem Puff stehen?
    Die haben doch wohl was an der Klatsche, sind wir denn hier in Nazi Deutschland? Tztztz.

    OK, nun hab ich`s auch gelesen und gehe jetzt mal…..
    drauf kacken. Wink

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