Temme Supporter?

Temme Supporter?

Der Ex-Verfassungsschützer Temme war in einem Kasseler Internetcafé, als dessen Besitzer dem NSU zum Opfer fiel. Gesehen oder gehört haben will der Mann davon nichts – dafür gibt er etwas anderes zu. (siehe Schluß)

 Im Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags zur Mordserie der rechten Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) ist der frühere Verfassungsschutz-Mitarbeiter Andreas Temme am Montag stark unter Druck geraten. Die Ausschuss-Obleute aller Fraktionen machten deutlich, dass sie zunehmend Schwierigkeiten hätten, Temmes Angaben zu glauben. Temme solle sich überlegen, ob er nicht mal „Butter bei die Fische“ geben und endlich sagen wolle, „wie es gewesen ist“, sagte der grüne Landtagsabgeordnete Jürgen Frömmrich. Die SPD-Abgeordnete Nancy Faeser betonte, es sei auffällig, dass Temme sich zum Teil sehr detailreich, in anderen Fällen aber gar nicht erinnern könne.

Temme gilt als Schlüsselfigur, weil er in zeitlicher Nähe zum Mord am Kasseler Internetcafébetreiber Halit Yozgat im April 2006 am Tatort war und mit Benjamin Gärtner einen V-Mann aus der Nazi-Szene betreute. Zwischenzeitlich war Temme unter Mordverdacht geraten, heute wird die Tat dem NSU zugerechnet.

Im Ausschuss blieb der ehemalige Verfassungsschützer bei seiner Aussage, aus rein privaten Gründen im Internetcafé gewesen zu sein und den Mord nicht bemerkt zu haben. Er habe weder Schüsse gehört noch eine Leiche gesehen, beteuerte Temme. Er widersprach auch dem Verdacht, am Tattag zweimal am Tatort gewesen zu sein. Der Grüne Frömmrich hatte dem PC-Protokoll entnommen, dass Temme sich vor der Tat um 16.51 Uhr auch schon mittags von 12.36 bis 12.43 Uhr eingeloggt habe.

Dass er sich nach der Tat nicht als Zeuge bei der Polizei gemeldet hatte, bezeichnete Temme vor dem Ausschuss als „krasses Fehlverhalten“. Er habe schlichtweg Angst vor privaten und dienstlichen Konsequenzen gehabt. Der verheiratete Temme hatte damals auf einer Online-Flirtseite gechattet und hätte sich nicht im Internetcafé aufhalten dürfen, weil es in der Nähe einer von seinem Amt beobachteten Moschee lag. Ein Disziplinarverfahren gegen ihn wurde trotzdem eingestellt. Zu seinem damaligen V-Mann Benjamin Gärtner sagte Temme, dieser sei keine ergiebige Quelle gewesen: „Es kam kaum etwas rüber.“ Als ihn der FDP-Abgeordnete René Rock mit zwei internen Jahresberichten konfrontierte, in denen er Gärtner als ergiebigen V-Mann gelobt habe, räumte Temme ein, er habe Gärtners Wert damals möglicherweise „etwas euphorisch dargestellt“.

Temme wiederholte auch seine Aussage, Gärtner sei auf die rechte Kleinstpartei „Deutsche Partei“ angesetzt gewesen. Gärtner selbst hatte als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss angegeben, die Partei gar nicht zu kennen. Auch der damalige Leiter der Kasseler Außenstelle des Landesamtes für Verfassungsschutz, Frank-Ulrich Fehling, konnte sich als Zeuge vor dem Gremium nicht an sie erinnern.

Temme sagte dem Ausschuss, er könne sich diese Widersprüche nicht erklären. Gärtner habe ihm mehrfach Unterlagen der Deutschen Partei übergeben. Damals habe es aber „interne Probleme“ in der Partei gegeben, so dass er nicht sicher sei, was die „formale Mitgliedschaft“ Gärtners betreffe.

Der frühere Verfassungsschützer berichtete, er habe Gärtner später einmal zufällig gesehen – an seinem neuen Arbeitsplatz im Regierungspräsidium Kassel, wo der Ex-Informant als Reinigungskraft tätig gewesen sei.

Auf Nachfragen mehrerer Ausschuss-Obleute räumte Temme auch ein, lose Kontakte zur Kasseler Sektion des berüchtigten Rockerclubs „Hells Angels“ unterhalten zu haben. So sei er um 1990 zu einer Party der Rocker in der Nähe von Berlin gefahren und sei auch nach 2000 mehrfach im Kasseler Clubhaus der Angels gewesen, „um Bier zu trinken“. Er habe nie darüber nachgedacht, ob es Konflikte mit seiner dienstlichen Tätigkeit geben könne.

Erst als ihn der Linken-Abgeordnete Hermann Schaus mit Zitaten aus seinem Tagebuch konfrontierte, berichtete Temme davon, dass er sich im Jahr 2000 in einem T-Shirt mit der Szene-Aufschrift „81“ gezeigt und deshalb Ärger mit einer Wirtin bekommen hatte. Die Zahl steht für die Buchstaben HA und ist ein Code für die „Hells Angels“. Der damalige Verfassungsschützer hatte sie in einer Kneipe getragen, in der nach seinen Angaben Mitglieder der konkurrierenden „Bandidos“ verkehrten.

Unglaublich? Mitnichten… So steht es in der Frankfurter Rundschau! Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie der Kerl vor Gericht zerissen worden wäre, wenn er Kuttenträger wäre…

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COMMENTS

  • Steppenwolf Steppenwolf

    Ein Leben in und zwischen möglichst vielen Welten gleichzeitig kann schon mal zu Größenwahn führen, der dazu führt, weder zu wissen wer und wo Mann war und ist und was sich zugetragen hat. Was nun Ursache! und was nun Wirkung ist, ist nicht entschieden.

    Gruß mit Respekt, Steppenwolf opa

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  • Sprouchmaaster Sprouchmaaster

    … komischerweise sind alle aufgeflogenen V-Männer „schillernede Großmäuler“ die aus Angst jedes Lied singen welches man ihnen vorpfeift!!! Cool

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  • Steppenwolf Steppenwolf

    …wess Brot Du frisst, des Lied Du singst …….wir selbander natürlich nich!

    Gruß mit Respekt, Steppenwolf opa

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