Urteil: Mehr als 12 Jahre Gefängnis

Urteil: Mehr als 12 Jahre Gefängnis

Augsburg – Gefängnis und Sicherungsverwahrung: Das Landgericht verurteilt einen Hells-Angels-Anhänger, weil er drei Frauen vergewaltigt haben soll. Nur eine zeigte ihn an.

Gewalt gegen Frauen ist immer noch trauriger Alltag. Ein Prozess vor dem Landgericht hat dazu erschütternde Einblicke gewährt. Drei Frauen im Raum Augsburg sind Opfer eines brutalen Mannes geworden. Gegen den 37-Jährigen, angeklagt der mehrfachen Vergewaltigung und schwerer Körperverletzung, wurde seit Februar vor dem Landgericht verhandelt. Nun fiel das Urteil. Der Täter muss für mehr als zwölf Jahre ins Gefängnis. Und nicht nur das. Der bekennende Anhänger der Hells Angel kommt auch nach verbüßter Strafe nicht frei. Die Richter der 16. Strafkammer ordneten Sicherungsverwahrung an.

Wie es im Urteil heißt, ist Marc H. „für die Allgemeinheit gefährlich“. Der 37-Jährige ist elfmal vorbestraft, darunter wegen versuchten Totschlags. Das Gericht, so Richter Stefan Nielsen, sehe beim Angeklagten „einen Hang schwerste Gewalttaten zu begehen“. Im Jahr 2009, er war gerade aus der Haft entlassen, hatte der Möbelpacker eine Frau kennen gelernt und war bei ihr eingezogen. Schon bald begann er sie zu misshandeln.

Das Gericht folgte mit seinem Urteil dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft. Wie in der Verhandlung zur Sprache kam, hat der Angeklagte bis 2015 drei Frauen kennen gelernt. Nachdem er bei ihnen eingezogen war, hat er sie nach Ansicht des Gerichts brutal misshandelt und immer wieder vergewaltigt. Nur eine zeigte ihn an – nach drei Jahren. Für das Gericht, wie Richter Niesen anmerkte, eine schwer zu verstehende „Duldungsfähigkeit“. Aus Liebe sei Hassliebe geworden, begründete ein Gutachter im Prozess das Verhalten der Frau.

37-Jähriger bedrohte Opfer mit Skalpellen

Trauriger Höhepunkt erlebter Gewalt war eine Nacht im Tätowierstudio des Angeklagten. Im Anschluss an eine Geburtstagsfeier hatte sich das Paar mit dem Taxi nach Hause fahren lassen. Während der Fahrt nannte der Angeklagte plötzlich als neues Ziel das Studio. Als das Taxi dort hielt, versuchte seine Begleiterin, Schlimmes ahnend, zu fliehen. Doch ihr Freund holte sie ein und schleifte sie an den Haaren gewaltsam ins Ladeninnere. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass die Lamellenvorhänge am Fenster geschlossen waren, holte er aus einer Schublade eine Handvoll Skalpelle. Stundenlang, so das Urteil, zwang er die Frau damit zu entwürdigenden Sexualpraktiken, immer wieder drohend, er könne auch eine Arterie durchtrennen. Sie würde dann in kürzester Zeit verbluten.

Trotz dieses Martyriums lebte die 43-Jährige noch ein Jahr mit ihrem Peiniger zusammen. In der Wohnung spielten sich weitere Gewalttaten ab. Ein Freund, der sich schützend vor die Frau stellte, erhielt einen Faustschlag ins Gesicht. Mit einem Nasenbeinbruch musste dieser dann im Krankenhaus operiert werden.

Am 9. Februar 2015 entschloss sich die Frau endlich zur Polizei zu gehen. Ihr Peiniger kam noch am gleichen Tag in Haft. Für das Gericht war es nicht leicht sich ein Bild von der erfahrenen Gewalt zu machen. Zumal die 43-Jährige schon einmal als junge Frau eine Vergewaltigung erfunden hat. Dies kam erst jetzt im Prozess durch den Verteidiger des Angeklagten, Dietmar Geßler, heraus.

Nach der Verhaftung des Tätowierers hatte die 43-Jährige über Facebook nach weiteren von ihm vergewaltigten Frauen gesucht. Tatsächlich meldete sich eine Gersthofenerin. Die Frau hatte bis dahin geschwiegen. Wie sie vor der Polizei aussagte hat der 150 Kilo schwere Angeklagte sie trotz Gegenwehr wiederholt zum Sex gezwungen. Einmal soll er sie dazu mit Paketband gefesselt haben. Zwei Jahre musste sie eine Zahnspange tragen, weil sich ihre Zähne durch einen Faustschlag des Angeklagten nach hinten verschoben hatten.

Angeklagter schweigt, Anwalt fordert Freispruch

Der Angeklagte schwieg im Prozess zu den gegen ihn erhobenen massiven Vorwürfen. Nach seiner Festnahme hatte er die Vergewaltigungen bestritten. „Aus meiner Sicht sind sie frei erfunden“, sagte Verteidiger Geßler in seinem Plädoyer. Er beantragte daher vor Gericht für seinen Mandanten einen Freispruch. Kripobeamte, im Prozess als Zeugen geladen, machten über den 37-Jährigen ein pikantes Detail publik. Für die Fahnder, die in Schwaben die organisierte Kriminalität bekämpfen, hat der bullige Angeklagte jahrelang als V-Mann gearbeitet. Er ist ein Mitglied im „Regiment 81“, das in eigenen Rockerclubs die Hell Angels unterstützt.

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COMMENTS

  • ironpriest

    Na ein Glück das er kein HA war, smile. Man stelle sich vor, der Knabe wäre aufgestiegen zu einem HA Kuttenträger. Da wäre er aber jetzt sofort geflogen……oder so.
    Spaß beiseite: Weg mit dem asozialen Menschenschrott!!!!

    5+
  • Red 1%

    V-Mann, Vergewaltiger und Frauenschläger…
    Ich weiß nicht was ich abartiger finde.
    Hoffentlich bekommt der im Knast eine bevorzugte Behandlung! Snitches get stitches!!!

    11+
  • Westbiker´s Checkpoint

    Beitrag geteilt

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  • iceangel iceangel

    Wenn man bedenkt, dass die Typen, die von der Polizei bezahlt werden bei weitem schlimmer sind, als die , welche man beobachten und ausspionieren will, dann gibt das einem zu denken.
    V-Männer sind auch menschlich in der Regel die größten Schweine und Verbrecher, wie man schon so oft festgestellt hat.
    Und ihre Taten können die ohne Bedenken in Ruhe ausführen, da sie sich sicher sind, dass sie nicht vom Gesetz verfolgt werden. Oft genug wird es vertuscht.
    Da frage ich mich, wer schlimmer und gefährlicher für die Gesellschaft ist?
    Die Polizei, die solche „Angestellten“ beschäftigt, oder die Rocker.
    Nur mal soviel, bei den Rockers werden solche Gestalten sofort zum Teufel gejagt.
    Kein Richter kann doch in allem Ernst einen V-Mann für glaubwürdig und ehrenhaft halten, da die Typen meistens mehr Dreck am Stecken haben, als die Infiltrierten.

    4+
  • Steppenwolf Steppenwolf

    …….den so genannten Umfeldkontext trifft eine ebensolche und durch nichts zu rechtfertigende Mitverantwortung. In diesem Falle hat ER für mich nicht als Einzeltäter gehandelt.

    Gruß mit, Respekt Steppenwolf

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  • Sprouchmaaster Sprouchmaaster

    Snitches get stitches!!!
    genauso sollte es sein!! Gruß an Red

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Kommentar