Lügen und kurze Beine

Lügen und kurze Beine

Ein junge Mann vor dem Schöffengericht soll im Juni 2014 einer Kreuztaler Familie damit gedroht haben, ihre „Hütte anzuzünden“ und ihnen die „Hells Angels“ auf den Hals zu hetzen, falls sie nicht für die Spielschulden ihres Sohnes aufkommen. Juristen bezeichnen so etwas als versuchte räuberische Erpressung. Die Reaktion des Rheinländers: „Alles erstunken und erlogen!“ Auch Richter Uwe Stark wird später finden, dass die Sache zum Himmel stinkt. Aus anderen Gründen allerdings.

Im Spielcasino kennengelernt

Pascal H. macht einen selbstsicheren Eindruck. Weißes Hemd, Vollbart, gegeltes Haar, im linken Ohrläppchen blitzt ein großer Stein auf, wenn er den Kopf bewegt. Er habe keine Beziehungen zu Rockern und auch nicht gedroht, wehrt er die Vorwürfe ab. Der Sohn der Kreuztaler Familie habe ihm seinerzeit 17 500 Euro geschuldet, eine Summe, die über mehrere Monate zusammengekommen sei. Die beiden hatten sich im Aachener Spielcasino kennengelernt, seien Freunde geworden. „Ich habe ihm öfter kleinere Summen geliehen und immer problemlos zurückerhalten“, erklärt H.. Auch von anderen Personen habe sich M. (27) Geld geborgt. Überraschend habe er im Fratzenbuch die Ankündigung seines Schuldners gelesen, dieser sei pleite und wolle sich nun verdrücken. H. fragte seinen anderen Freund S. um Rat, der ihm vorschlug, eine zivilrechtliche Klage zu erheben. Das wollte ich aber nicht, weil M. mein Freund war, fügt Pascal H. an.

Monatliche Raten

Er habe sich entschlossen, mit diesem zu reden und sei mit S. am 5. Juni 2014 ins Siegerland gefahren. Dort kam es zu einem Gespräch. M. habe sich bereit erklärt, das Geld ab Januar 2015 in monatlichen Raten von 1000 Euro zurückzuzahlen. „Er wollte aber keinen Vertrag unterschreiben“, erklärt der Angeklagte. Darauf habe er sich entschieden, die Eltern einzuweihen, die ihn aber vom Grundstück gewiesen und die Polizei gerufen hätten. Die Beamten nahmen den Vorgang auf, einen Streit mit gegenseitigen Beleidigungen und Hausfriedensbruch. Nach zwei Wochen sei eine Einstellungsmitteilung gekommen, nach acht Wochen eine Razzia bei ihm, empört sich der Angeklagte.

Richter Uwe Stark findet den Vorgang und die Höhe der Summe„ungewöhnlich“, wird aber von H. belehrt, eben wohl kein Spieler zu sein. Die Version des Angeklagten wird von dessen Begleiter S. gestützt, der sich zur allgemeinen Überraschung als Polizeibeamter ausweist.

Er sei damals privat mitgefahren, habe sich M. aber im Laufe des Gesprächs als Polizist vorgestellt. Er habe keine Beleidigungen gehört, versichert der Zeuge, der ebenfalls ein Ermittlungsverfahren über sich ergehen lassen musste. Das sei eingestellt, er habe aber seine Stelle bei der Kölner Polizei wechseln müssen. Er verstehe überhaupt nicht, „welche Dynamik eine solche Sache entwickeln konnte“.

M. selbst behauptet, den Angeklagten beim illegalen Poker in Aachen getroffen zu haben. Er habe höchstens 300 bis 500 Euro Schulden bei H. gehabt und die nicht bezahlt, weil H. sich unfreundlich benommen habe. Der Zeuge S. habe sich umgehend bei ihm als Kripobeamter vorgestellt und ihn zwingen wollen, einen Schuldschein zu unterschreiben.

Mit Hells Angels in Verbindung

Er sei nicht in einer Privatinsolvenz, behauptet der 27-Jährige. H. habe damals etwas von „abflämmen“ gesagt, aber nichts von den Hells Angels. Er wisse aber, dass der Angeklagte mit diesen in Verbindung stehe und habe die Drohung darauf bezogen.

Der Polizei wurde nach Aktenlage am „Tattag“ nichts davon berichtet. Staatsanwalt Markus Bender wertet die Aussage als „schwammig“. Der Richter wird deutlicher. „Ein jämmerliches Bild hat der Zeuge abgegeben, mehr als dürftig“, findet Stark. Der gesamte Auftritt sei geradezu „ein Lehrbeispiel für die Lüge gewesen“.

Staatsanwalt und Verteidiger beantragen Freispruch, den der Vater von M. anschließend mit versteinerter Miene vernimmt. Ehefrau und Sohn haben den Saal verlassen. „Der Sachverhalt ist klar“, beginnt Uwe Stark wie immer. Allerdings: „Klar ist nichts“, sagt er mit einem überdeutlichen Blick in Richtung des Angeklagten, der deutlich macht, was der Vorsitzende von allen Beteiligten hält. Auch für die Staatsanwaltschaft, die eine solche Anklage erhoben hat, fällt noch etwas Ärger ab.

 

Das liebe alte Fratzenbuch und seine Freunde. Die Medien hatten damals ein Riesen Ding daraus gemacht, und wo bleibt die Richtigstellung? Lügenpresse!

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