Ex-LKA-Chef packt aus

Ex-LKA-Chef packt aus

Wer als Zeuge gegen kriminelle Organisationen aussagt, muss mit schwersten Sanktionen seitens der Täter rechnen, das sagt Wolfgang Sielaff (ex LKA-Chef). Die Bedrohungs- und Vergeltungsmuster seien vielfältig, reichten von subtilen Anspielungen bis hin zum Auftragsmord.

Bei einem kriminellen Insider erhöht sich diese Gefahr. Unter Umständen auch für Angehörige. Hier tritt der Zeugenschutz auf den Plan.

Wer sich als Belastungszeuge für das freiwillige Programm entscheidet, wird vor, während und nach dem betreffenden Strafprozess durch polizeiliche Maßnahmen von entsprechend ausgebildeten Experten geschützt.

Sielaff:

Die Spezialisten des Zeugenschutzes werden den gefährdeten Zeugen vor körperlichen Angriffen und Einschüchterungen der Täter schützen, ihn betreuen, psychisch stärken und seine unbeeinflusste Aussage vor Gericht sicherstellen.

Diese Maßnahmen werden ständig weiterentwickelt und den jeweiligen Bedingungen angepasst. Je nach Gefährdung kommen Personen-, Begleit- und Objektschutzmaßnahmen in Betracht. Die Bandbreite reicht damit von einem strengen Schutz für persönliche Daten oder der nur vorübergehenden Unterbringung an einem geheimen Ort über einen Wechsel des Umfeldes in ein anderes Bundesland oder ins Ausland bis hin zu einer komplett neuen Identität, die die Gefährdeten aus der Schusslinie von Kriminellen holt.

Das ist für Wolfgang Sielaff längst Vergangenheit. Im Juni 2002 wurde er in den Ruhestand verabschiedet, war danach gut zehn Jahre Landesvorsitzender der Opferschutzorganisation Weißer Ring in Hamburg. Welche Erfolge seine Grundsteinlegung in den vergangenen 30 Jahren erzielte, lässt sich schwer beziffern. Offizielle Statistiken gibt es keine, konkrete Angaben zu Anzahl und Einzelheiten im Zeugenschutz werden nicht veröffentlicht, um das Programm nicht zu gefährden.

Der Bonner Jurist Christian Siegismund konnte auf Grundlage einer Auskunft des BKA deutschlandweit rund 330 Fälle von Zeugenschutz-Aktivitäten im Jahr 2006 auswerten. Daraus ging hervor, dass es in zehn Fällen um Staatsschutzdelikte, in 58 um andere schwere Delikte und 262 Mal um Aussagen zu Verbrechen der Organisierten Kriminalität ging.

Wolfgang Sielaff hatte damals also den richtigen Riecher: Was  mit einem Prozess gegen die Hells Angels begann, wird genau dort beansprucht.  Seit Gründung der  Zeugenschutzdienststelle vor 30 Jahren ist laut Sielaff niemand in dem Programm zu Schaden gekommen: „Einen Mord an einem geschützten Zeugen hat es in Deutschland noch nicht gegeben.“

 

Infos zum Zeugenschutzprogramm:

Wer kann ins Programm aufgenommen werden?

Nach dem Zeugenschutz-Harmonierungsgesetz reicht es nicht aus, wenn jemand „einer Gefährdung von Leib, Leben, Gesundheit, Freiheit oder wesentlicher Vermögenswerte“ ausgesetzt ist. Die gefährdete Person muss auch wichtige Informationen in einem Strafverfahren beitragen können, ohne die „etwa die Erforschung des Sachverhalts oder die Ermittlung des Aufenthaltsorts des Beschuldigten aussichtslos oder wesentlich erschwert wäre“.

Wer entscheidet das?

Wenn die zuständige Polizei bei den Ermittlungen feststellt, dass ein Zeuge oder dessen Angehörige in Gefahr sein könnten, wendet sie sich an das entsprechende Landeskriminalamt. Dessen Zeugenschutzdienststelle entscheidet dann.

Was bedeutet das Programm für den Zeugen – und die Familie?

Je nach Fall ist das Zeugenschutzprogramm immer individuell geregelt, konkrete Details werden bewusst geheim gehalten. Gesetzlich aber haben die Mitarbeiter der betreffenden Zeugenschutzdienststelle des LKA etwa die Möglichkeit, „Urkunden oder sonstige Dokumente zum Aufbau oder zur Aufrechterhaltung einer vorübergehend geänderten Identität (Tarndokumente)“ anzufordern. Das betrifft beispielsweise Ausweise oder Pässe.

Wird damit die Vergangenheit komplett ausradiert?

Nein. So dürfen in Deutschland nach geltendem Recht die sogenannten Personenstandsbücher nicht verändert werden – das betrifft Geburten-, Heirats- und Sterberegister. Außerdem sind alle im Zusammenhang mit dem Zeugenschutz getroffenen Entscheidungen und Maßnahmen aktenkundig zu machen. Die Akten werden von der zuständigen Zeugenschutzdienststelle geführt. Sie unterliegen jedoch der Geheimhaltung und sind nicht Bestandteil der Ermittlungsakte.

Wie lange dauert der Schutz?

Das Zeugenschutzprogramm kann bis über das betreffende Strafverfahren hinausgehen. Die Beurteilung der Gefährdung ist ein fortwährender Prozess. Im Einzelfall können Schutz und Betreuung lebenslang andauern. Bei Beendigung wendet sich die Zeugenschutzdienststelle an die beteiligten öffentlichen und nicht öffentlichen Stellen. Die heben die getroffenen Maßnahmen auf, ziehen etwa die Tarndokumente wieder ein.

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COMMENTS

  • Sprouchmaaster

    … ist das jetzt ne „Anleitung zum Ausstieg“ ??? grins

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  • Iceangel

    Da wird die Werbetrommel gerührt, vermutlich kommen die nicht mehr an genügend Informationen ran, die Bauernfänger.
    Da wird detailliert dargelegt, wie gut der Zeugenschutz sein kann.
    Die Realität sieht in der Regel anders aus.
    Lebenslang auf der Flucht, Abbruch aller Beziehungen zu Freunden und Familie.
    Isoliert in der Gesellschaft, immer in der Angst entdeckt zu werden.
    Wer will denn so Leben.

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  • Das ist eine Anleitung für die Jungs welche ganz groß raus kommen wollen.
    Ich muss bei den Bullen auch mal nach einen Verleumdungschutzprogramm fragen, die Nachbarn hier erzählen auch nur Scheiße.
    Habe angeblich Weiber am laufen, handle mit Waffen und erpresse Schutzgelder bei ollen Rentnern nebenan im Altersheim.
    Ick schreibe euch demnächst aus dem Knast …

    1+
  • Duffy

    @Schwede kannst mir auch Waffen besorgen
    Man muß immer genug tun das die Nachbarn was zu quatschen haben mach ich auch

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  • Red 1%

    Haha Duffy…
    Wir kommen dir am Samstag was helfen!
    Da haben die Nachbarn was zum Quatschen…

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  • larsen

    Wer das ganze Programm in Anspruch nehmen will muss aber auch das Lied singen das sie hören wollen..
    Von wegen sicherstellen einer nicht beeinflussten Aussage..

    Die Ratten bauen erst den größten Mist und ziehen sich im Zeugenschutz aus der Affäre, Verantwortung übernehmen ist natürlich nicht.. im Gegenteil reißen sie noch andere mit erfundenen Geschichten ins Unglück..

    3+
  • Sprouchmaaster

    Ihhh Schwede … du schickst Rentner auf den Strich!!!

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Kommentar