Rocker unter Druck

Rocker unter Druck

Koblenz – Der Mann, der den Polizisten Manuel K. erschoss, lächelt entspannt. „Moin“, sagt Karl-Heinz B., als er in Handschellen den Saal des Koblenzer Landgerichts betritt. Auf den gekreuzten Armen drei Ordner voller Ermittlungsakten. Der 49-Jährige begrüßt seinen Anwalt und lacht seinen Mitangeklagten aufmunternd zu. Einer der anderen Männer reckt die gefesselten Hände in die Höhe und formt das Victory-Zeichen.

Ein langjähriges Mitglied der Hells Angels,

hat schon einmal über Polizei und Justiz triumphiert. Er hat einen SEK-Beamten K. (42) 2010 durch die geschlossene Haustür erschossen, als die Polizei das Wohnhaus des Hells Angels im Westerwald-Örtchens Anhausen stürmen wollte, um es zu durchsuchen. Wir berichteten.

Jetzt steht er gemeinsam mit acht weiteren mutmaßlichen Hells Angels erneut vor einer Koblenzer Gericht. Die Männer im Alter zwischen 35 und 59 Jahren gehören laut Anklage alle zum „Charter Bonn“, das sein abgelegenes Hauptquartier in Unterelsaff bei Neustadt hat. Ihnen werden Revierkämpfe mit anderen Motorradclubs vorgeworfen, wie Körperverletzung, räuberische Erpressung, Geiselnahme und unerlaubtes Führen von Schusswaffen. Im Kern dreht sich im bevorstehenden Prozess aber alles um die Frage, ob das Charter eine bewaffnete kriminelle Vereinigung gebildet hat. Gelingt es der Koblenzer Staatsanwaltschaft, das zu beweisen, wäre das ein Durchbruch im Kampf gegen die Rockerkriminalität in Deutschland.

Schwere Straftaten der Gangs

Natürlich ist nicht jeder, der zu einer Motorrad-Gang gehört, automatisch ein Verbrecher. Aber aus solchen Gruppen heraus werden immer mehr schwere Straftaten begangen, wie das Bundeskriminalamt (BKA) bilanziert. Im Jahr 2014, das sind die aktuellsten BKA-Zahlen, richteten sich 48 Verfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität (OK) gegen Angehörige von Rockergruppen (2013: 32, 2012: 26). Dabei waren in 22 Verfahren Hells Angels betroffen, in zehn Verfahren Bandidos, in vier Verfahren Angehörige des Gremium MC und in drei Verfahren Angehörige des Mongols MC. Schwerpunkt laut BKA: Rauschgifthandel, gefolgt von Gewaltverbrechen – vier davon waren Straftaten gegen das Leben. Bei Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Gruppen gab es in den vergangenen Jahren Schwerverletzte und Tote, etwa 2009 in Duisburg, wo ein junger Hells-Angels-Unterstützer einen Bandido auf offener Straße mit einem Kopfschuss tötete.

In Aachen versuchen Polizei und Justiz derzeit, einen gewalttätigen Machtkampf zwischen den beiden Rockergruppen zu unterbinden.

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